10 Jahre Psychotherapeutenkammer Bremen – Große Resonanz beim Empfang im Bremer Rathaus

10 Jahre Psychotherapeutenkammer Bremen – Große Resonanz beim Empfang im Bremer Rathaus
14.11.2010: Mit einem Empfang in der Oberen Rathaushalle des historischen Bremer Rathauses ehrte die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales Ingelore Rosenkötter am 28. Oktober 2010 die Psychotherapeutenkammer Bremen. 180 Repräsentanten aus dem Gesundheitswesen, aus Politik und Wissenschaft sowie zahlreiche Kammerangehörige waren der Einladung gefolgt.

Staatsrat Dr. Hermann Schulte-Sasse bei seiner Ansprache

In der prächtig vertäfelten und mit opulenten Fresken und Gemälden aus dem 16. Jahrhundert verzierten Halle eröffnete Staatsrat Dr. Hermann Schulte-Sasse die Festveranstaltung. Er war in Vertretung der kurzfristig erkrankten Senatorin erschienen. In seiner Ansprache würdigte er das zehnjährige Wirken der PKHB und betonte angesichts aktueller Daten zur psychischen Morbidität die Notwendigkeit einer qualitativ hochstehenden Versorgung psychisch kranker Menschen.

Kammerpräsident Karl Heinz Schrömgens begrüßt die Anwesenden

Im Anschluss bedankte sich der Präsident der Psychotherapeutenkammer Dipl.-Psych. Karl Heinz Schrömgens
für die hohe Wertschätzung, die der Kammer entgegengebracht wird. In seiner Rede blickte er zunächst zurück auf den Gründungsprozess, würdigte die Tätigkeit der Mitglieder des Gründungsausschusses und bedankte sich bei den anwesenden Präsidenten der vier anderen Bremer Heilberufskammern für ihre freundliche Unterstützung. Ohne diese Hilfe wäre es nicht möglich gewesen die Bremer Kammer als erste Psychotherapeutenkammer Deutschlands zu gründen. Entscheidend sei die Verabschiedung des Psychotherapeutengesetzes gewesen. An dieser Stelle sprach er dem anwesenden Bremer Psychotherapeuten Hans- Joachim Schwarz seinen Dank aus, der damals an führender Stelle auf Bundesebene an den Gesprächen mit Gesundheitspolitikern beteiligt war, die zur Verabschiedung des Psychotherapeutengesetzes geführt hatten. Nach einer kurzen Darstellung des erfolgreichen Wirkens der Kammer in den zurückliegenden Jahren ging er auf Zukunftsaufgaben ein. In seinen Schlusssätzen informierte er über den internen Diskussionsprozess der PKHB, in dem 80 Prozent der Mitglieder sich für einen Zusammenschluss mit der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen ausgesprochen haben, um sich erfolgreich den zukünftigen Anforderungen stellen zu können.

Festakt in der Oberen Rathaushalle – Ansprache Prof. Richter

Prof. Rainer Richter überbrachte die Grüße der Bundespsychotherapeutenkammer. Er würdigte die Beiträge der Bremer Kammer im Interesse der Psychotherapeutenschaft, die auch immer wieder zu wichtigen Anstößen auf Bundesebene geführt haben. In seinem Beitrag legte er einen Schwerpunkt auf die anstehende Reform der Bedarfsplanung in der vertragspsychotherapeutischen Versorgung und kritisierte das bisherige System, das der notwendigen Versorgung psychisch kranker Menschen nicht gerecht werde. Das jetzige System gehe nicht vom Bedarf aus, sondern sei eine Angebotssteuerung, die den Bedarf des psychisch kranken Menschen außer Acht lasse.

Festvortrag Prof. Ulrike Willutzki

Den Festvortrag zum Thema „Positive Ansätze in der Psychotherapie – Ein Perspektivenwechsel?“ hielt Frau Prof. Ulrike Willutzki von der Ruhr- Universität Bochum. Sie stellte neuere Ansätze zur Ressourcenorientierung als einen zusätzlichen Blickwinkel in der Psychotherapie vor. Dieser Ansatz verlasse die traditionelle Orientierung der therapeutischen Schulen auf Beseitigung und Reduktion von psychischen Problemfaktoren. Stattdessen stehen Interventionen im Vordergrund, die direkt die gesunden Anteile, die Ressourcen der Person aufgreifen bzw. auf die Förderung positiven Erlebens ausgerichtet sind.

Zwischen den Beiträgen unterhielten das Bremer Klezmer Duo Susanne Sasse und Martin Kratzsch

Das Klezmer-Duo

die Gäste mit anrührenden, aber auch beschwingten Weisen.

Nach dem offiziellen Teil nutzen viele Teilnehmer noch die Möglichkeit zu angeregten Gesprächen bei alkoholfreien Getränken und Finger-Food. Die Ansprachen der Redner fanden viel Zustimmung. Allerdings zeigten sich mehrere Akteure aus dem Gesundheitswesen erstaunt über die Ergebnisse der Mitgliederbefragung. Insbesondere befürchteten sie einen Einflussverlust der Kammer bei Aufgabe der bremischen Eigenständigkeit. Auf geteiltes Echo stieß der Vortrag von Frau Prof. Willutzki. Die einen fanden es eine vergebenen Chance den politischen Gästen einen Einblick in die schwierige Versorgungssituation in Bremen zu geben, andere sahen es als ein Beispiel des aktuellen, sehr einseitigen Standes klinisch-verhaltenstherapeutischen Forschens an deutschen psychologischen Universitätsinstituten und andere meinten, so etwas komme dabei heraus, wenn systemische Ideen in verhaltenstherapeutische Konzepte „hineingeräubert“ werden. Schnell fanden die Gespräche wieder zurück zum festlichen Anlass, bei dem die Freude über das Erreichte, aber auch der Austausch über künftige Aufgaben und Projekte im Vordergrund standen.