Sprachbarrieren in der Gesundheitsversorgung überwinden und für psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung verlässlich ermöglichen

Das digitale Symposium „Seelische Gesundheit und Teilhabe: Die Relevanz von Sprachmittlung in der psychiatrischpsychotherapeutischen Versorgung geflüchteter Menschen“ am 23.06.2021 stieß auf großes Interesse.
„Eine erfolgreiche Behandlung basiert auf verständlicher Aufklärung und Diagnostik“, stellte Amelie Thobaben, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer, eröffnend fest. „So stellt Sprachmittlung sicher, dass ein Behandlungserfolg erzielt werden kann.“ Auch in einem verlesenen Grußwort der Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz, Claudia Bernhard, und im Redebeitrag des Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverband Bremen, Dr. Hermann SchulteSasse wurde die Wichtigkeit von psychischer Gesundheit und Sprachmittlung als Bedingung für Teilhabe von Menschen mit Sprachbarriere.

Im Rahmen des Symposiums wurde das Bremer Modellprojekt zur Sprachmittlung durch die psychologische Psychotherapeutin und Mitarbeiterin des Modellprojektes Dr. Katrin Schock vorgestellt. Dieses seit 2019 existierende Leuchtturmprojekt ermöglicht die Finanzierung von Sprachmittlung bei psychiatrischer und psychotherapeutischer Beratung und Behandlung. Refugio Bremen koordiniert die Antragstellung und die Terminierung mit Sprachmittelnden und Praxen. Zusätzlich werden die Qualifizierung und Supervision von Sprachmittler*innen und die Weiterbildung für Behandler*innen durchgeführt. Gefördert wird das Projekt von der Senatorin für Gesundheit. Der Sprachmittlungspool verfügt zurzeit über 51 Sprachmittelnde und etwa 16 verschiedene Sprachen. Dadurch konnten bisher über 1500 Stunden Sprachmittlung in Bremer und Bremerhavener Praxen realisiert werden.

Im weiteren Verlauf wurde in Erfahrungsberichten von Psychotherapeut*innen die Arbeit mit Sprachmittlung vorgestellt. „Vor allem ist so der barrierefreie Zugang zur Gesundheitsversorgung gewährleistet und eine bessere Teilhabe für Geflüchtete möglich“, stellte Ingrid Koop, therapeutische Leiterin des Behandlungszentrums Refugio in ihrem Vortrag fest. „Trotz mancher Herausforderung, sind es die Chancen, die bei der Therapie zu dritt überwiegen“, fasste Amelie Thobaben die Erkenntnisse der Veranstaltung zusammen. „Denn es werden konkrete Hürden abgebaut. Durch den bürokratiearmen Zugang zu Sprachmittlung kann Behandlung ermöglicht werden, die ohne Sprachmittlung nicht stattfinden würden“ Insbesondere verdeutlichte Amelie Thobaben, die Wichtigkeit der Weiterfinanzierung von Sprachmittlung in Bremen: „Die Infrastruktur des Sprachmittlungspools wird in Bremen gut angenommen. In 19 Monaten wurden nicht nur Sprachmittelnde, sondern auch Behandelnde geschult und für die Arbeit in einem besonderen Setting gewonnen. Eine Verstetigung des Modellprojektes ist dringend nötig, um diese wertvollen Ressourcen zu erhalten.

Die Psychotherapeutenkammer, die Ärztekammer sowie der Paritätische in Bremen, wollen auf der Basis einer gemeinsamen Stellungnahme diesbezüglich nun Gespräche mit Politiker*innen und Behörden initiieren, um den Zugang zu psychiatrischer und psychotherapeutischer Versorgung durch spezifische Sprachmittlung nachhaltig zu verbessern.

Pressemitteilung 23.06.2021: Seelische Gesundheit und Teilhabe: Die Relevanz von Sprachmittlung in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung geflüchteter Menchen (PDF, 164 kb)