In diesem Beitrag zur Literaturpsychoanalyse und psychoanalytischen Theorie der ästhetischen Erfahrung geht es um eine Untersuchung des Text-Leser:in-Verhältnisses unter Nutzung von Laplanches Konzept der »rätselhaften Botschaften«.
In früheren Arbeiten war die ästhetische Erfahrung als intersubjektive konzeptualisiert worden, in deren Vollzug das ästhetische Objekt zum (imaginären) Subjekt wird – und reziprok das rezipierende Subjekt zu dessen Objekt des Begehrens: »Was will das Bild/der Text von mir?«.Welche Rolle spielen in diesem Prozess einer wechselseitigen Konstituierung die rätselhaften Botschaften des Textes, die Laplanche zufolge einen Überschuss bzw. sein Triebhaftes vermitteln? Jenseits der offen-reziproken Beziehung des Verstehens zwischen Leser:in und Text wird damit eine zweite Ebene der Beziehung generiert, »in der die Interaktion keine Geltung mehr hat, weil die Waagschalen ungleich sind« (Laplanche, Neue Grundlagen für die Psychoanalyse, S. 134). Für die/den Leser:in erwächst daraus eine tendenziell unabschließbare, ja stets scheiternde Übersetzungsaufgabe.
Diese Dynamik soll anhand einer literarischen Fallstudie zur Erzählung „Alte Abdeckerei“ von Wolfgang Hilbig unter die Lupe genommen werden.
Fortbildungspunkte: 2
Referent*innen:
– Philipp Soldt